Drehen, Drehbank [2]

[154] Drehen, Drehbank. Eine ausführliche Zusammenstellung der für das Längsdrehen, Plandrehen, Innen- oder Ausdrehen, Formdrehen, Gewindeschneiden und Abstechen in Anwendung befindlichen Drehstähle ist in [1] und [2] enthalten.

Ein neuer runder Formdrehstahl, dessen Besonderheit darin besteht, daß sein Vorschub parallel zur Drehachse erfolgt, ist in Fig. 13 dargestellt. Er ist von F. Kopp, Direktor der Firma Dreyer, Rosenkranz & Droop in Hannover, angegeben. Dieser Formstahl ergibt mit Sicherheit genau zylindrische Arbeitsstücke von gleichen (lehrenhaltigen) Abmessungen, während bei Formstählen, welche senkrecht zur Drehachse vorgeschoben werden, infolge des ungleichmäßig starken Druckes des Arbeiters gegen den Anschlag, der verschieden langen Andrückdauer des Werkzeugs in der äußersten Arbeitsstellung (am Anschlag) und der wechselnden Beschaffenheit des zu bearbeitenden Materials die Abmessungen der einzelnen[154] Arbeitsstücke ungleichmäßig ausfallen. Der seitlich schraubenförmig hinterdrehte Stahl kann bis auf einen kleinen Rest aufgebraucht werden. Die Hinterdrehung h (auf den ganzen Umfang bezogen) beträgt rund 1/2 des größten Werkzeugdurchmessers; es ergibt sich dann in den Schneiden ein guter Meißelwinkel (etwa 70°). Die genaue Form dreht man am besten nach einer Lehre, welche nach einem Musterstück des herzustellenden Stücks hergestellt wird. Man schneidet diese Muster nach der zur Achse schrägliegenden Ebene, in welche die Schneidkanten zu liegen kommen sollen, durch und stellt nach der Schnittfigur die Lehre her [2], [9].

Drehbänke. Die Anforderungen des Großmaschinenbaus haben eine entsprechende Fortbildung der Drehbänke hinsichtlich der Größe und Leistungsfähigkeit zur Folge gehabt.

Fig. 4 zeigt eine große Spitzendrehbank von 2500 mm Spitzenhöhe, 16 m Spitzenweite und einem Gewicht von 350000 kg (Ausführung der Werkzeugmaschinenfabrik E. Schieß, A.-G., Düsseldorf). Die Bank ist für die Bearbeitung schwerer Dampfturbinenrotore bestimmt. Der Reitstock ist mit einem besonderen Motorantrieb ausgestattet, so daß nicht nur Rotore zwischen Spitzen oder Lünetten gedreht werden können, sondern auch beide Seiten der Maschine zum Plandrehen benutzbar sind. Die ungewöhnlich hoch belasteten Hauptlager sind, um die Gefahr des Fressens zu verhüten, mit selbsttätiger Schmierung durch Oeldruckpumpe ausgestattet. – Von den neueren Revolverdrehbänken, betreffs deren Einzelheiten auf [10] verwiesen wird, zeigt Fig. 5 die Revolverdrehbank der Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik, die zwei auf getrennten Betten arbeitende Dreh- und Bohrrevolverköpfe aufweist. Vorteilhaft ist die Anordnung des Bohrrevolvers in wagrechter Lage, da bei tiefen Bohrungen die langen Werkzeuge oft sehr unbequeme Raumausnutzung zur Folge haben. Die langen Bohrwerkzeuge schwenken in das Bett und können so nie mit dem Drehrevolver zusammenstoßen.[155]

Ueber die neueren Bauarten der Halbautomaten der Leipziger Werkzeugmaschinenfabrik vorm. W. von Pittler, A.-G., Wahren-Leipzig (System Potter und Johnston), der Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik (desgl.) und de Fries-Düsseldorf (desgl.) vgl. [10]. Ebenda finden sich Einzelheiten über die neueren Automaten (selbsttätige Drehbänke). – Vgl. a. [11]–[13], [17]. Betreffs neuerer Bauarten von Sonderdrehbänken muß auf die Literatur verwiesen werden, und zwar über Kurbelwellendrehbänke auf [14] und [15].


Literatur: [1] Simon, Eug., Die Schneidstähle, ihre Mechanik, Konstruktion und Herstellung, 2. Aufl., Berlin 1919. – [2] Hippler, Willy, Die Dreherei und ihre Werkzeuge in der neuzeitlichen Betriebsführung, Berlin 1918. – [3] Schuchardt u. Schütte, Technisches Hilfsbuch, 4. Aufl., Berlin 1919. – [4] Taylor-Wallichs, Ueber Dreharbeit und Werkzeugstähle, 3. unveränderter Abdruck, Berlin 1917. – [5] Dubbel, Taschenbuch s.d. Maschinenbau, 2. Teil, Abschnitt Werkzeugmaschinen (v. Toussaint), Berlin 1919. – [6] Hülle, Fr. W., Die Werkzeugmaschinen, 4. Aufl., Berlin 1919. – [7] Toussaint, E., Neuzeitliche Betriebsführung und Werkzeugmaschinen, Berlin 1918. – [8] Schlesinger, G., Untersuchung einer Drehbank mit Riemenantrieb (Berichte des Versuchsfeldes für Werkzeugmaschinen an der Techn. Hochschule Berlin, Heft 1), Berlin 1912. – [9] Verein deutscher Ing., Erfahrungsaustausch über Ausbildung und Verwendung angelernter Arbeitskräfte, Berlin 1917, Mitt. Nr. 7. – [10] Werkstattstechnik, 1. Sonderheft: Revolverbänke und Automaten, Berlin 1919. – [11] Kienzle, H., Arbeitsweise der selbsttätigen Drehbänke, Kritik und Versuche, Berlin 1913. – [12] Werkstattstechnik 1919 (Der Cleveland-Automat und seine Ausrüstung), Heft 1 u. ff. – [13] Ebend. 1915, Heft 2 u. ff. (Beispiele für das Einrichten des Acme-Automaten). – [14] Valentin, E., Fabrikation von Motoren und Automobilen, Berlin 1915. – [15] Werkstattstechnik 1916, Heft 23. – [16] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1917, Heft 18 (Herstellung von Eisenbahnwagenradsätzen). – [17] Ebend. 1919, Heft 35 (Der Materialvorschub unserer bekanntesten Automaten).

A. Widmaier.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Fig. 5.
Fig. 5.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1920., S. 154-156.
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154 | 155 | 156
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